Meine Meerforelle

Nachdem hier oben auf Rügen die letzten Tage ein kalter Ostwind über das Wasser gefegt ist, gingen die Fänge gegen Null. An meinem letzten Tag der an sich trotzdem sehr schönen Woche – ich war ganz romantisch mit meiner Freundin hier… Kamin, Sauna, lange Strandspaziergänge…  – bin ich am Vormittag zu meinem Lieblingsstrand gefahren.

Dort war das Wasser leider komplett vom Kreideschlamm eingetrübt. Da stehe ich ja nicht so drauf. Jedenfalls habe ich in so einer Kreidebrühe noch nie einen Biß gehabt. Wider Erwarten sprang aber etwas weiter draußen tatsächlich ein Fisch. Beim Entgegenwaten passierte es dann – meine Watbüx lief voll Eiswasser… 

 

 

 

Das wars dann wohl, hab ich gedacht. Nach trotzigen zehn Minuten Weiterwerfens war ich schon völlig ausgekühlt. Fieberhaft überlegend kam ich dann auf die einzig lohnende Möglichkeit, die den Angeltag doch noch retten könnte: rein ins Auto, alle Sachen aufhängen, Heizung und Klimaanlage volle Pulle aufdrehen – und dann nackig die Insel hoch und runter fahren!! 

So führte mich mein Weg dann schließlich an einen Strand, an dem ich bisher noch nie war. Zwischen Glowe und Lohme waren anderthalb Stunden später meine Klamotten wieder einigermaßen trocken, während mein Kopf sich durch die Hitze im Auto bereits wie Dörrobst angefühlt hat. Was solls, hab ich gedacht – wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich den Strand auch gleich mal antesten. 

Außer mir waren bestimmt noch sechs andere Mefosucher vor Ort, alle mit langen Gesichtern. Die Wellen wären zu hoch, das Wasser zu kalt, die Fische zu träge. Na toll… 

Habe mich dann auf den Weg gemacht und bin ein ganzes Stück Richtung Osten marschiert. Irgendwann war dann da dieser riesige, weit aus den Wellen ragende, superflache-aber-extrem-zu-erklimmende-Meerforellenfischers-Traumstein… 

Nach eingehender Untersuchung stellte ich fest, das da (fast) nichts zu machen war. Ein Blick nach rechts, ein Blick nach links ob einer mich sehen könnte… und dann hops! 

Bäuchlings zappelnd wie ein Wasserfloh lag ich auf dem Stein, alle Viere von mir gestreckt, in der linken Hand die hoch erhobene Meerforellenrute. Aber es hatte sich gelohnt. Der Stein war bei dem Wellengang ideal. Und vor mir fiel das Wasser auf fast drei Meter ab. Wahnsinn! 

Nach zwanzig Minuten dann der Klassiker. Ich dachte, mein Köder hätte sich im Blasentang festgesetzt. Erst beim dritten oder vierten Schlag in der Rute begriff ich, was da gerade geschehen war – Fisch!! 

Als ich die Forelle das erste Mal an der Oberfläche sah, ist mir fast das Herz in die Hose gerutscht. Die war riesig! 

Zum Glück hatte ich mir vorher schon Gedanken gemacht, wie ich im Falle eines Drills vom Stein runter komme, und wo ich in dem ganzen Gewusel aus Tang und Steinen eine vernünftige Landung hinbekommen könnte. Ich hab eigentlich nicht lange gefackelt und alles auf eine Karte gesetzt, in der Angst der Fisch schwimmt um einen der vielen Findlinge herum. Nach drei Minuten war die Traumtrutte bereits im Kescher und über Rügens Nordküste hallte mein entfesselterer Urschrei. 

Es grenzt fast schon an Aberglauben – immer wenn ich keinen Fotoapparat dabei habe, fange ich Fische. An diesem Tag hatte ich meine kleine Digicam tatsächlich zu Hause liegen gelassen. Und dann DAS hier… 

Eine glatte Siebziger. Mein persönlicher Rekordfisch. Eine für diese Größe sehr schlanke, blanke Meerforelle. Wahrscheinlich hatte sie erst damit begonnen, sich nach dem anstrengenden Laichgeschäft so richtig rund zu fressen. 

Ein netter Angelkollege hat auf dem Heimweg dann doch noch ein Foto geschossen und es mir heute freundlicherweise per Mail geschickt. Danke Rügen!
 

 

Geschrieben von admin am 4. März 2009 | Abgelegt unter Meerforelle | Keine Kommentare

Einen Kommentar schreiben